Das Jahr 2012 war von endlosen Diskussionen über verschiedene Steuerthemen geprägt. Alle diese Steuerfragen sind natürlich wichtig, führen aber dazu, dass wir die Prioritäten aus den Augen verlieren, von denen unsere Finanzmarktpolitik gelenkt werden sollte :  Die Marktzugangsproblematik und unsere Wettbewerbsfähigkeit.

Nicolas Pictet, Teilhaber, Pictet & Cie, Präsident der VSPB

Die grossen Gesetzesumwälzungen werden heute ausserhalb unserer Grenzen verhandelt. Damit uns die Änderungen nicht aufgedrängt werden, müssen wir uns an deren Ausarbeitung beteiligen. Um mit der Zeit zu gehen, muss man vorausschauen. Unser Problem ist, dass wir zurückliegen und uns in einer stetigen Aufholjagd befinden. Die Schweiz muss in der einen oder anderen Form ihren Platz in der Welt zurückerobern und wieder zu einer initiativen Kraft werden, die ihre eigenen Vorschläge einbringt. Einem isolierten Land ist es nicht möglich, eine globalisierte Industrie effektiv zu schützen.

Das Groupement des Banquiers Privés Genevois wird per 1. Januar 2014 durch die Vereinigung Schweizerischer Privatbanken abgelöst. Präsident der neuen Vereinigung wird Christoph B. Gloor.

Manche Beobachter scheinen davon auszugehen, dass die Schweiz keine Strategie für ihren Finanzplatz hat. Doch dieser Anschein trügt: Sie hat sogar mehrere Strategien! An strategischen Berichten voller guter Absichten hat es folglich nie gefehlt. Weniger positiv ist jedoch die Tatsache, dass ein Teil der Probleme, die bereits vor vier Jahren angesprochen wurden, immer noch nicht gelöst sind.

Ende 2013 eröffnete der Bundesrat die Vernehmlassung zum Bundesgesetz über die Finanzmarktinfrastruktur (FinfraG). Die Vereinigung Schweizerischer Privatbanken (VSPB) anerkennt die Notwendigkeit einer Anpassung des Schweizer Rechts an die internationalen Standards. Sie hält jedoch fest, dass diese Anpassung nicht auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes gehen darf.

Die OECD und die G20 haben sich zur Bekämpfung der weltweiten Steuerhinterziehung für den automatischen Informationsaustausch entschieden. Am vergangenen 6. Mai erklärte sich der Bundesrat wie weitere 65 Länder zur Übernahme dieses neuen Standards bereit. Dieser darf in der Schweiz jedoch nicht blauäugig umgesetzt werden.

Am vergangenen 27. Juni schickte der Bundesrat eine Vorlage mit zwei Gesetzesentwürfen in die Vernehmlassung, einen über die Finanzdienstleistungen (FIDLEG), den anderen über die Finanzinstitute (FINIG). Diese beiden Entwürfe enthalten unter dem Deckmantel eines neuen konzeptionellen Ansatzes zahlreiche Bestimmungen mit schädlichen Auswirkungen für den Finanzplatz Schweiz. Die Vorlage muss daher zurechtgestutzt werden, bevor sie 2015 dem Parlament unterbreitet wird. Dieses könnte sich vorerst auf die dringende Prüfung des Bundesgesetzes über die Finanzmarktinfrastruktur (FinfraG) konzentrieren.

Christoph B. Gloor, Teilhaber, La Roche & Co SCA, Basel

Dieser Jahresbericht gibt einen Überblick über die Entwicklung in den zentralen Dossiers, mit welchen sich die VSPB in den letzten zwölf Monaten auseinandergesetzt hat.

Die Schweiz hat auch bewiesen, dass sie sehr wettbewerbsfähig sein kann. Ihre Stärke beruht auf seiner Öffnung, seiner Stabilität und der Vorhersehbarkeit ihres rechtlichen Rahmens. Im Vermögensverwaltungsgeschäft ist unser Finanzplatz sogar weltweit führend. Um diesen ersten Rang zu verteidigen, muss sich unser Land jedoch einer harten Disziplin unterwerfen: Es muss sich in allen wichtigen Bereichen mit den Konkurrenten messen, die ihm diesen ersten Platz streitig machen wollen.
Anlässlich ihres gemeinsamen Mediengesprächs berichteten die Vereinigung der Schweizerischen Privatbanken (VSPB) sowie die Vereinigung der Assetmanagement- und Vermögensverwaltungsbanken (VAV) über Zukunftschancen für die einheimische Vermögensverwaltung und über die nötigen Rahmenbedingungen, um diese maximal nutzen zu können.
Die Wirtschaftsbranche befindet sich heute im völligen Wandel, dennoch ist sie bereit, die Herausforderung aufzunehmen.

Am 19. Februar 2014 entschied der Bundesrat, den OECD-Standard zum Informationsaustausch auf Anfrage allen Staaten anzubieten, in deren Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) dieser Standard nicht enthalten ist. Der entsprechende Gesetzesentwurf wurde bis zum 5. Februar 2015 in die Vernehmlassung geschickt. Die Vereinigung Schweizerischer Privatbanken (VSPB) erachtet diese Vorlage als überflüssig und den Interessen der Schweiz abträglich.